Freitag, 18. März 2011

Ritualarchitektur: Zeitungartikel über Torsten Müller in der Frankfurter Rundschau

Küche und Bad
Ritualarchitektur

Der Beschleunigung des Alltags entfliehen, um sich selbst wieder wahrzunehmen. Mit diesem Konzept kreiert Torsten Müller Badezimmer, die viel mehr sind als nur ein Raum, in dem man der täglichen Körperpflege nachgeht. Sie sind in sich geschlossene Einheiten, geschaffen für reinigende Meditationen unter Wasser.
Minimalistisches Badkonzept mit kantigen Formen.
Minimalistisches Badkonzept mit kantigen Formen.
Im Frühjahr hat Torsten Müller besonders viel zu tun. „Das ist die Zeit, in der viele meiner Kunden über Neugestaltungen nachdenken“, sagt er. Wenn Müller über „seine Kunden“ spricht, meint er in erster Linie Kunden mit hohen Ansprüchen. „Finanzielle Aspekte werden meist ausgeklammert“, sagt der Bad-Designer. „Ich hatte allerdings auch schon mal einen Kunden, der mich höflich darauf hinwies, dass ein sechsstelliger Betrag ja dann auch mal genug wäre.“ Keine Frage, wer baden will wie Caesar oder wer des Morgens von angenehm duftenden Wänden begrüßt werden will, sollte schon über das nötige Kapital verfügen. Laut Torsten Müller sind es aber gerade diese Kunden, die von einem Badezimmer mehr erwarten als bloße Funktionalität. „Wer 100 E-Mails pro Tag bekommt und unter permanentem Druck steht, der weiß es zu schätzen, wenn er sich abends in sein eigenes Wohlfühlparadies zurückziehen kann."
Warum dieses Wohlparadies im Badezimmer liegt und nicht etwa im Wohn- oder Schlafzimmer, ist schnell erklärt: „Das Badezimmer ist der energetischste Raum des Hauses. Hier geht man seinen Ritualen nach, hier reinigt man sich nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich.“
Rituale in die Planung miteinbeziehen
Wie wichtig Rituale für das Wohlbefinden sind, lässt sich daran ablesen, dass es mit der „Ritualarchitektur“ sogar ein eigenes Design-Genre zu diesem Thema gibt. Auch für die Bäder von Torsten Müller ist die Ritualarchitektur eine Inspiration. Wie er selbst zugibt, handelt es sich dabei um ein „sehr spezielles Feld, das vom Markt noch nicht ganz angenommen wurde, aber ungemein visionär ist.“ Auf seine Grundpfeiler heruntergebrochen, beschäftigt sich die Ritualarchitektur damit, die „geistige und seelische Komponente eines Menschen mit der körperlichen zusammenzuführen.“ So drückte es der Darmstädter Ritualarchitektur-Visionär Mike Meiré im Interview mit dem Onlinemagazin „Designlines“ aus. Statt materiell bestimmter Showroom-Atmosphäre ist es in der Ritualarchitektur vor allem die Energie eines Raumes, die zur inneren und äußeren Reinigung des Menschen beiträgt. Diese Energie lässt sich auf vielfältige Weisen erzeugen. Zum Beispiel über das Arrangement der Einrichtung. Wichtig dabei ist, dass die Anordnung des Interieurs auf die Bedürfnisse und Rituale des Menschen zugeschnitten ist, der sie benutzt. Auf diese Weise bezieht man die Rituale des Kunden in die Planung mit ein.
Bad-Design-Trends laut Torsten Müller
IN
Naturstein
Brauntöne und Naturtöne
Individualität statt Klarheit
OUT
Fliesen/Fugen
Materialmixe (weniger ist mehr)
Bäder für seine Nachbarn zu bauen, anstatt
die eigenen Wünsche zu verwirklichen
Ein weitere Energiequelle definiert sich über die Verwendung von Farben. Müller nennt in diesem Zusammenhang die Aura-Soma-Lehre. „Auch hier geht es darum, Energie freizusetzen und den Menschen innerlich zu stimulieren.“ Als Mittel dient die Wirkung von Farben in Verbindung mit bestimmten Düften. Nach der Aura-Soma-Lehre setzen Farben Impulse für seelisch-kreativen Ausdruck; sie erreichen die menschliche Empfindungsebene unmittelbar und lenken dadurch Fühlen, Denken und Handeln. Vier verschiedene Aura-Soma Pomander und fünf Aura-Soma Quintessenzen gibt es als Zusätze für Mal- und Wandfarben zur kreativen Bild- und Raumgestaltung. In eine beliebige, handelsübliche Wand- oder Künstlerfarbe eingebracht, verbreiten sie ihre wohltuende Wirkung in Wohnräumen oder setzen einen Akzent in der kreativen Gestaltung.
Duftende Wände und ferngesteuerte Wannen
Türkis fördert nach der Aura-Soma-Lehre die kreative Kommunikation und schafft einen Raum, in dem wir uns zeigen und aussprechen können, was zu sagen ist. Die Farbe eignet sich sehr gut als Inspiration für Vermittler von Wissen. Zudem fördert es die individuelle Verantwortung, Teamgeist, Netzwerke und die Arbeit an Computern. Gold hingegen steht für Weisheit und Selbsterkenntnis. Es fördert unsere Stärke und hilft Ängste zu überwinden. Gold unterstützt bei der Entspannung und hilft dabei, in Kontakt mit der uns innewohnenden Weisheit zu treten. Ähnliche Effekte lassen sich durch beduftete Wände erzielen. „Der Kunde kann auswählen, welcher Duft ihn morgens im Bad begrüßen soll. Vielleicht wünscht er sich für abends einen ganz anderen. Auch das geht“, sagt Torsten Müller. Hierzu werden die Wände mit Pigmenten ausgestattet, die auf Berührungen reagieren und ätherische Öle enthalten. Das ist aber noch nicht alles in Sachen Innovation: Künftig soll man sich von unterwegs mit dem Smartphone ein Bad einlassen und die Wassertemperatur regulieren können. Ermöglicht wird das über BUS-gesteuerte Geräte, die je nach Bedarf das Licht dämmen, die Musik einschalten oder eben die Badewanne mit Wasser füllen. „Natürlich sind das alles keine Sachen, die gewöhnlich Installateure machen können, denn hier steht der Design-Aspekt im Vordergrund. Dafür braucht man Spezialisten mit einem geschulten Auge“, betont Müller.
Aus diesem Grund setzt er sich dafür ein, dass es auf dem Segment des Bad-Design künftig mehr solcher „geschul-ter Augen“ gibt. „Für den hochwertigen Bereich gibt es keine Trainer und auch keinen Ausbildungsberuf“, erklärt der Autodidakt. „Das wollen wir ändern. Und zwar möglichst bald.“ Zu diesem Zweck hat Müller bereits eine Consulting Group gegründet. „In den ersten anderthalb Jahren sollen technische Inhalte vermittelt werden. Darauf folgen zwei Jahre, in denen der Schwerpunkt auf Design liegen wird.“ Bestimmte Dinge könne man jedoch nicht lernen. „Eine gewisses Grundtalent muss vorhanden sein“, sagt Müller.

Bäder

Bildergalerie ( 4 Bilder )
Seine eigene Karriere begann er als Gas- und Wasserinstallateur. Nach der Meisterschule arbeitete er im Bauträgergewerbe und betreute Großprojekte im Raum Bonn. Durch einen Konkurs war er gezwungen, sich umzuorientieren. Schon damals sei ihm jedoch aufgefallen, dass „Bäder fast alle weiß sind.“ Da er sein gestalterisches Talent bereits in frühster Jugend entdeckt hatte, lag es nahe, auf diesem Gebiet einen Neuanfang zu wagen. Inzwischen zählt seine Firma Bad & Spa.ce Design in Bad Honnef zu den europäischen Top-Adressen, wenn darum geht Design, Funktionalität und Wohlbefinden zu einer Einheit zusammenzufassen. Eine Sache hat sich bei Torsten Müller jedoch bis heute nicht geändert: Seine Meinung über weiße Bäder.„Weiße Fliesen gehen einfach überhaupt nicht.“

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