Mittwoch, 11. Juli 2012

Architekturgeschichte des Bades

UPDATE - Architektur


UPDATE SPECIAL 01/2012 

Die Ausstellung „Balnea – Architekturgeschichte des Bades“ - zu sehen ab 12. Juli 2012 im Musterraum der Internationalen Bauakademie Berlin - eröffnet einen unerwarteten Blick hinter die Kulissen der Welt des Badens und der Badehäuser. Wo einfache Bedürfnisse ebenso widergespiegelt werden müssen wie das Streben nach Repräsentanz, zwischen institutioneller und gesellschaftlicher Verantwortung.
Dabei fokussiert die Ausstellung gleich auf die Zeit der Aufklärung im 17. Jahrhundert, Inbegriff des Tiefpunkts der Bäderkultur, wo sich Körperpflege scheinbar nur auf das reichliche Verwenden von Puder und Parfums beschränkte. Welche markanten Stationen, verschiedene Formen und Phänomene der wieder erstarkenden Badekultur und der daraus resultierenden Bäderarchitektur bis zum heutigen Ritus des Badens geführt haben, sind infolgedessen die Fragen, die sich die Macher der Ausstellung gestellt haben. Das Ergebnis der Forschungen kann sich sehen lassen: über vierzig aus unterschiedlichen Materialien kunstvoll von Studierenden der Architekturfakultät Stuttgart unter der Anleitung von Kunsthistorikern, Architekten und Gestaltern gearbeitete Modelle stellen den Nukleus der Ausstellung dar, deren einzelne Themenschwerpunkte in Erläuterungstafeln in ihrem baugeschichtlichen Kontext dargestellt werden.
Aus der Überzeugung heraus, dass Dornbracht eine gesellschaftliche Verantwortung hat, gehören neben den individuell entwickelten Kulturprojekten auch Sponsorships zum kulturellen Engagement. Die Ausstellung „Balnea – Architekturgeschichte des Bades“ zu fördern, ist der ideale Baustein, die Idee einer „Kultur im Bad“ zu vertiefen und zugleich dem Diskurs eine neue Qualität zu geben.
Wir wünschen Ihnen einen inspirierenden Besuch der Ausstellung und viele neue Ideen und Eindrücke.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Dornbracht
Branco Kecur
Andreas Dornbracht
Geschäftsführender Gesellschafter

Branco Kecur
Key Account Management Architektur/Planung



 

Balnea – Architekturgeschichte des Bades

Die Ausstellung Balnea - Architekturgeschichte des Bades – in Anlehnung an das Reisehandbuch „The Balnea“ von George Saville Carey zu ausgewählten Badeorten Englands aus dem Jahr 1799 – widmet sich der Welt des Badens und des Bäderbaus, die aus unserem Alltag nicht wegzudenken sind, deren baugeschichtliche Hintergründe jedoch zwischen den opulenten antiken Badeanlagen und den heutigen Wellnesstempeln viele Wendungen genommen haben.

 
Täuschend echt entführen die eigens für die Ausstellung gebauten Architekturmodelle in die Welt der Badehäuser in einem gekonnten Mix aus Präsentationsmodus und Funktionsmodellen mit didaktischen Absichten.

Sieht man ab von der ausführlich dokumentierten Zeit der römischen Thermen und der Badekultur des Orients und der beschriebenen Kultur der öffentlichen Badestuben des Mittelalters, liegt der Fokus der Ausstellung in der Zeit der Aufklärung - und damit an einem Scheidepunkt der Badkultur deren signifikante Veränderung in den Hygienevorstellungen zu einer positiven Neubewertung des Elements Wasser und dessen vermehrter Anwendung in Form von Trinkkuren und Wannen führte.

Neue Bauten für die Körperkultur mussten entworfen werden, in denen das Baden zelebriert werden konnte. Einen eigenen Gebäudetypus sucht man hierbei vergebens, denn „die Bauaufgabe Bad musste verschiedensten gesellschaftlichen und therapeutischen Anforderungen genügen”. Allein drei dokumentierte Wettbewerbe zum Thema „Bains Publics“ aus den Jahren 1765 bis 1774  an der Académie Royal d´Architecture in Paris verdeutlichen die Aufbruchstimmung der Baumeister, ganz neue Raum- und Bautypen in Form von Badeschiffen, öffentlichen Wasch- und Badeanstalten, luxuriöser Badeappartements, Entwürfe zu Badehäusern im Park und die im 18. Jahrhundert entstehenden Seebäder an Nord- und Ostsee zu entwickeln.

So beschreibt das 1797 bis 1811 erschienene „Ideenmagazin für Liebhaber englischer Gärten“ nicht weniger als sechs verschiedene Modelle an Badehäusern in unterschiedlichen Baustilen wie z.B. ein Modell, dessen Säulenportikus und hohe Attika auf die antike Bäderarchitektur bezieht, das Badehaus für den morgenländischen Geschmack mit großer Kuppel, chinesisch anmutende Ornamente und Materialien oder die romantisch gelegene Grottenanlage mit integriertem Erlebnisbad.

Die verschiedenen formal-stilistischen bis funktionalen Konzepte konnten je nach Auftraggeber und Anlass bzw. gesellschaftlichem Kontext experimentell angeboten und diskutiert werden. Die fortschreitende Industrialisierung des 19. Jahrhunderts mit dem rasanten Bevölkerungswachstum und den damit verbundenen hygienischen Herausforderungen haben den Ausschlag zugunsten praktikabler, funktionaler Lösungen gegeben.

An genau diesem Punkt setzt die Ausstellung ihre Akzente und die hier ausgestellten Modelle erweitern in ihrer eigenen Ästhetik und der dem Maßstab entsprechenden Detaillierung perfekt unseren eigenen Horizont und fungieren, wenn man sich darauf einlässt, als Inspirationsquelle für zukünftige Bäderarchitekturen.
Ebenfalls zu empfehlen ist die kurzweilige Lektüre des begleitenden Ausstellungskataloges “Balnea – Architekturgeschichte des Bades” in dem in zehn illustrierten Essays die verschiedenen Facetten des Themas Bad - von den gestaltgebenden Elementen des Bautypus bis zur städtischen Erscheinung - vertieft werden.


Informationen zur Ausstellung
Ort: Musterraum der Bauakademie, Schinkelplatz, 10117 Berlin
Dauer der Ausstellung: 12. Juli bis 30. August 2012
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11–19 Uhr
Eröffnung am 11. Juli 2012 um 19 Uhr
Es sprechen Hans-Dieter Nägelke (Architekturmuseum TU Berlin), Paul Kahlfeldt (Internationale Bauakademie Berlin e.V.) und Susanne Grötz (Balnea Projektteam).


Das Buch zur Ausstellung: Susanne Grötz / Ursula Quecke (Hg.), Balnea. Architekturgeschichte des Bades, Jonas Verlag 2006


Fotocredits:
© Hans-Joachim Heyer/Boris Miklautsch, Werkstatt für Fotografie der Universität Stuttgart, Fakultät 1

Seit 1996 initiiert und fördert Dornbracht ausgewählte Ausstellungen und Projekte. Ursprünglich gedacht, um die Idee einer „Kultur im Bad“ zu vertiefen, ihr Komplexität zu geben, hat der Diskurs heute eine neue Qualität. Entstanden ist ein kontinuierlicher Austausch zwischen unabhängigen Künstlern, Musikern, Architekten, Designern und dem Unternehmen. Eine Chance, die Welt mit anderen Augen zu sehen.

Paris, Badeschiff auf der Seine, 1761, Modell 2003

 

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